Eutypiose (Eutypa lata)
Eutypa-Krankheit
Der Pilz Eutypa lata ist nicht rebenspezifisch. Der Pilz verursacht bei zahlreichen Obstarten und anderen holzigen Gewächsen Absterbeerscheinungen. Bekannt wurde er erstmals als Verursacher der Apoplexie bei der Marille. Eutypa lata ist ein Schlauchpilz, der die Rebe nur über frische Wunden (z. B. frische Rebschnittwunden am alten Holz älterer Rebstöcke) bei feuchtem Wetter infizieren kann.
- Erkrankte Stöcke oder Teile zeigen verspäteten Austrieb – bei starkem Befall Augenausfall.
- Entwicklung von schwachen, verkümmerten Trieben mit verkürzten Internodien.
- Die Blätter bleiben klein, sind chlorotisch, manchmal eingerollt oder verkräuselt und deformiert.
- Blätter zeigen oft nekrotische Flecken, mit zunehmendem Alter werden diese größer (vor allem am Blattrand).
- Blühvorgang ist gestört.
- kleinbeeriger Trauben
- Abgestorbene Gewebeteile im Holz sind braungrau bis braunschwarz verfärbt und verhärtet.
- Durch zunehmende Zerstörung des Leitungssystems wird die Triebentwicklung von Jahr zu Jahr geringer bis schließlich der Stock teilweise oder ganz abstirbt.
- Die erhöhte Frostanfälligkeit geschwächter Triebe kann zu erheblichen Augen- und Stockausfällen führen.
Foto: Karl Bauer, Krems
schwacher Austrieb eines Kordonarmes
Foto: Karl Bauer, Krems
Eutypa lata ist ein Schlauchpilz, der die Rebe nur über frische Wunden (z. B. frische Rebschnittwunden am alten Holz älterer Rebstöcke) bei feuchtem Wetter infizieren kann. Ab Feber und bei Temperaturen über 1 °C und Regen werden Sporen in großer Menge von befallenen Rebstöcken abgegeben. Bei optimalen Temperaturen von 20–25 °C keimen die Sporen nach 10–12 Stunden in den freigelegten Gefäßen frischer Schnittwunden oder anderer mechanischer Verletzungen (besonders nach stärkeren Winterfrösten). Das Pilzmyzel entwickelt sich zuerst in den Leitungsbahnen (Xylem = Holzgewebe) und befällt in der Folge die angrenzenden Teile des gesunden Holzes. Die befallenen Teile sterben ab.
Die Krankheit entwickelt sich sehr langsam und während der ersten ein oder zwei Vegetationsperioden nach einer Infektion sind noch keine Krankheitssymptome zu beobachten.
Erst nach 3–4 Jahren sind auf der Oberfläche des abgestorbenen Holzes die Fruchtkörper des Pilzes entwickelt. Sie entlassen (ca. ab Feber) nach Beginn eines Regens und während dessen Dauer die Sporen.
Bekämpfungsmaßnahmen
- direkte Bekämpfung des Pilzes im Rebholz ist nicht möglich.
- Später Rebschnitt
- Rückschnitt befallener Rebstöcke
- Große Schnittwunden sofort mit einem fungizidhältigen Wundverschlussmittel verstreichen.
- Vermeidung von mechanischen Verletzungen des alten Holzes und des Wurzelstammes
- Schutz der Stämme vor Wildverbiss
- Sofortiges Entfernen und Verbrennen (Heizung) des geschnittenen mehrjährigen Holzes. Kein altes Rebholz im Freien ohne Abdeckung lagern!
Weiterführende Links: Eutypiose auf Wikipedia
Quelle: Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: “Weinbau“, avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4