Schwarzfleckenkrankheit (Phomopsis viticola)
Phomopsis
Phomopsis ist eine Pilzkrankheit. Der Pilz Phomopsis viticola befällt grüne Blätter und Triebe. Die Entwicklung wird geschwächt und über längere Zeit kommt es zu Absterben ganzer Trieb- und Stockteile. Die Ausbreitung des Pilzes erfolgt langsam, sodass es dem Winzer erst bei fortgeschrittener Schädigung, auffällt. In geschwächte Weingärten und vernachlässigten Weingärten tritt diese Pilz häufiger auf.
Winter – Austrieb
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Einjähriges Rebholz ist im unteren Bereich kalkweiß aufgehellt und mit zahlreichen kleinen schwarzen Pusteln (Pilzfruchtkörper) von 0,2 bis 0,5 mm Durchmesser versehen.
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Die Augen treiben nicht oder nur sehr schlecht aus (Verkahlung in Stammnähe).
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Hat der Pilz nach mehrjährigem Befall auf das alte Holz übergegriffen, ist der Austrieb verkrüppelt und kümmerlich (ähnlich einem Kräuselmilbenbefall) – zunächst ist von der Holzzerstörung (braune, trockene, harte Befallsstellen am alten Holz) nur ein Teil des Stockes betroffen (Tote-Arme-Krankheit), später stirbt der ganze Stock ab.
kalkweiß aufgehellte Triebbasis
kalkweis aufgehellte Triebbasis
Frühjahr – Sommer
- An jungen Trieben sind bald nach dem Austrieb an den unteren Internodien zunächst kleine, in Längsrichtung angeordnete, schwarze Risse erkennbar, die im Laufe der Zeit größer werden und sich zu Rissnekrosen (Verschorfungen) ausdehnen.
- Ranken, Blattstiele, Gescheine und das Stielgerüst der Trauben haben bei starkem Krankheitsbefall die gleichen schwarzen Risse oder Verschorfungen wie die Triebe.
- An den unteren Blättern entstehen, vor allem entlang der Adern, kleine dunkelbraune bis schwarze, rundliche oder eckige, von einem hellen Hof umgebene Flecken (verwechselbar mit Kräuselmilbenbefall).
- Es kann zu Verkräuselungen und leichtem Einrollen der Blätter kommen.
- Bei sehr starkem Befall vergilben die Blätter vorzeitig und sterben ab.
- Reifende Beeren zeigen sich bei einem Befall dunkelblau und schmecken muffig.
- Gebietsweise und bei bestimmten Rebsorten (Müller Thurgau, Blauer Portugieser, Kerner, Gutedel, Königin der Weingärten, Grüner Veltliner, Trollinger, Cabernet Sauvignon) können die Schäden erheblich sein. Geringere Anfälligkeit zeigen Dornfelder und Blaufränkisch (Lemberger), seltener Riesling, Silvaner und Traminer und noch weniger anfällig sind die Burgundersorten.
- Bei stärkerem Auftreten ist der Stockaufbau beeinträchtigt.
- Beeinträchtigung der Triebentwicklung – Ertragsausfall!
schwarze Flecken an der Triebbasis
Der Pilz überwintert hauptsächlich saprophytisch als Myzel in der Borke einjähriger Triebe oder des mehrjährigen Holzes. Aus den Fruchtkörpern werden vor allem im Frühjahr bei ausreichender Feuchtigkeit (mindestens 96 %, optimal 100 % relative Luftfeuchte bzw. ein Wasserfilm auf der Borke) und Temperaturen über 5 °C (optimal 20–23 °C) gelbliche Sporenranken, die zahlreiche aneinander geklebte Sporen enthalten, herausgepresst. Gelangen diese Sporen durch Regenspritzer, Wind oder tierische Lebewesen auf grüne Rebteile, keimen sie aus und dringen meist über Spaltöffnungen oder Wunden in das Gewebe ein.
Nach einer Infektion versucht das grüne Gewebe durch die Bildung von Abwehrnekrosen die Pilzhyphen abzukapseln und an der Ausbreitung zu hindern (es entstehen die typischen schwarzbraunen bis schwarzen Punktnekrosen bzw. Schorfflecken). Dabei wird das Pilzmyzel nicht abgetötet, sondern nur vorübergehend im Wachstum gehemmt.
Bekämpfungsmaßnahmen
Vorbeugende Maßnahmen
- Beim Rebschnitt nur gesundes Rebholz anschneiden.
- Schnittholz erkrankter Stöcke sollte möglichst aus dem Weingarten entfernt und verbrannt werden.
- Bei Schädigung des Altholzes Stockverjüngung vornehmen.
- Rebholz nicht zur Veredlung verwenden.
- Befallsvermindernd wirkt eine mäßige Stickstoffdüngung.
- Lockeren Stockaufbau mit Laubarbeiten herbeiführen.
- Erziehungen mit kurzem Fruchtholz sind gefährdeter.
Chemische Bekämpfung
- Die erste Behandlung muss, insbesondere bei nasskalter Witterung, bereits bei Knospenaufbruch (erste grüne Triebspitzen sichtbar) erfolgen – eine zweite Behandlung in etwa 10 Tagen.
- Die Behandlungen sollten möglichst knapp vor angekündigten Niederschlägen erfolgen.
Bekämpfungsmittel
Besonders geeignet für die erste Spritzung (Austriebsspritzung) ist Netzschwefel. Weiters ist eine Reihe von Peronosporabekämpfungsmittel gegen die Phomopsis wirksam. Siehe Pflanzenschutzmittelliste.
Quellen: Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: “Weinbau“, avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4
„Krenkheiten, Schädlinge und Nützlinge im Weinbau“, H. Reisenzein, F. Polesny, E. Höbaus; Österreichischer Agrarverlag, Wien, ISBN 978-370402319-3