Schwarzholzkrankheit
Foto: Günter Mader, LK Burgenland
Eine Krankheit, die durch Befall von Phytoplasmen aus der Gruppe Stolbur verursacht wird, schädigt die Blatt-, Tieb- und Traubenentwicklung. Durch schlechte Holzreife kommt es zusätzlich zu Stockausfällen. Die Phytoplasmen werden durch eine Zikade, bei ihrer zufällige Saugtätigkeit am Reblatt, übertragen. Die Symptome am Blatt, Trieb und Geschein, sind nicht zu unterscheiden zur wesentlich gefährlicheren Phytoplasmenkrankheit der Goldgelben Vergilbung (Flavescence dorée).
Blätter
Blätter zeiten eine Gelb- bzw. Rotfärbung, die von den Blattadern ausgeht. Die Verfärbung umfasst entweder das ganze Blatt oder einzelne Blattsektoren, die scharf durch Blattadern begrenzt sind. Diese Areale nekrotisieren bald und werden braun, rollen sich nach unten ein bzw. fallen häufig frühzeitig ab. Blattstiele verbleiben am Trieb.
Weißweinsorte (Foto: Günter Mader, LK Burgenland)
Rotweinsorte
Weißweinsorte
verrieselte Blüten (Foto: Helga Reisenzein, AGES)
Triebe
Trauben
Die Blüten verrieseln stark oder trocknen vollständig ein bzw. fallen ab. Die Traubenstiele welken, Trauben schrumpfen und trocknen ein. Entwickeln sich die Symptome später, kommt es zum Schrumpfen der Beeren. Diese Beeren haben ein geringeres Mostgewicht, höhere Säurewerte und extrem bittereren Geschmack.
Erscheinungsbild kranker Stöcke
befallener junger Rebstock (RW) (Foto: G. Mader, LK Burgenland)
Weißweinsorte (Foto: G. Mader, LK Burgenland)
stark geschädigte Anlage
Die Rebsorten zeigen unterschiedlich starke Symptomreaktion. Viele Unterlagsreben entwickeln keine typischen Symptome. An infizierten Reben können symptomatische und symptomfreie Triebe nebeneinander auftreten. Stöcke zeigen in der Regel erst ein Jahr nach der Infektion Symptome und diese in unterschiedlicher Stärke. Befall führt zum Kümmerwuchs der Rebstöcke. Die Infektion eines jungen Rebstöckes kann den ganzen Stock umfassen und bringt diesen zum Absterben.
- Aktuell erfolgt die Krankheitsausbreitung überwiegend über Brennnesseln als Zwischenwirte, die Bekämpfung muss deswegen an dieser Pflanzenart ansetzen.
- In Einzelfällen ist eine Verbreitung über das Vermehrungsmaterial nicht auszuschließen. Eine Heißwasserbehandlung ist deshalb anzuraten.
- Das Schnittholz kranker Reben selbst stellt keine Infektionsquelle dar.
- Phytoplasmen können nicht durch den Rebschnitt übertragen werden.
Bekämpfung
Regulation tierischer Überträger
- Hyalesthes obsoletus ist durch Insektizide schwer zu bekämpfen, da sich die Zikade nur gelegentlich auf dem Rebstock aufhält. Auf Grund von Beobachtungen und Auswertungen bei Versuchsprojekten ist anzunehmen, dass auch andere Überträger von Stolbur wahrscheinlich sind.
- Es kann der Boden während der Vegetationszeit offen gehalten werden, oder es kann eine Einsaat erfolgen.
- Keine möglichen Wirtspflanzen (Winde, Brennessel) für tierische Erreger aufkommen lassen.
- Mähen von Böschungen und Pflege von Kulturrandflächen. Meist fliegen die Überträgerinsekten von Randflächen in die Weingärten zu.
- Der Umbruch von Begrünungen sowie Mäharbeiten, Unkrautbekämpfung etc. sollten nicht während der Hauptflugzeit (ca. ab Mitte Juni bis Mitte August) der Zikaden erfolgen.
Hyalesthes obsoletus (Foto: Michael F. Schönitzer)
Regulation epidemiologisch wichtiger Wirtspflanzen
von Stolbur infizierte Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
Foto: Monika Riedle-Bauer, Klosterneuburg
- ‐ Vernichtung der Infektionsquellen (Winde, Brennnessel) mit Hilfe von Herbiziden in der Stockreihe.
- ‐ Bei Dauerbegrünung kann versucht werden, die Problemunkräuter durch Einsaatmaßnahmen zu verdrängen.
- ‐ Natürliche Verunkrautung möglichst unterlassen.
- ‐ Vermeidung von natürlichem, lückenhaftem Aufwuchs während der Vegetationsperiode im Weingarten..
Direkte Bekämpfungsmaßnahmen
Neuanlage
- Verwendung von gesundem Pflanzmaterial.
- Verwendung von geschlossenen Pflanzrohren.
Ertragsanlagen
- Symptomtragende Rebstöcke zur besseren Beobachtung des Krankheitsverlaufes im Sommer markieren.
- Normaler Rebschnitt – in der Hoffnung, dass der Stock im darauffolgenden Jahr keine Symptome aufzeigt.
Rebstöcke mit Teilbefall
- Rückschnitt der markierten Rebstöcke im Winter auf offensichtlich gesundes Rebholz. Nicht alle infizierten Triebe zeigen Symptome.
- Entfernung von bodennahen Trieben zur Vermeidung bodennaher Infektionen.
- Schnittholz von befallenen Stöcken aus dem Weingarten entfernen und verbrennen.
- Kein Rebholz zur Vermehrung verwenden.
Rebstöcke mit Totalbefall
- Rückschnitt bis zur Veredlungsstelle – Neuaufbau des Stockes.
- Sollte über 3-5 Jahre keine Symptomfreiheit erreicht werden – Rodung der Rebstöcke (Vernichtung).
Quellen: Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: “Weinbau“, avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 9. Auflage 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4
„Krenkheiten, Schädlinge und Nützlinge im Weinbau“, H. Reisenzein, F. Polesny, E. Höbaus; Österreichischer Agrarverlag, Wien, ISBN 978-370402319-3
IP-Wein Broschüre 2010, Weinbauverband Österreich.